15.07. bis 02.09.2007
Klanginstallation für vier Lautsprecherobjekte und Vogelgesänge in der Rotbuche hinter dem Haus Kemnade
Der Gesang der Vögel mit seinem geradezu unerschöpflichen Melodienreichtum hat die Menschen stets fasziniert. Für die Kunst stellt er eine wichtige Inspirationsquelle dar. Insbesondere in der techni-sierten Welt des 20. Jahrhunderts haben Komponisten und Klangkünstler sich mit Vogelstimmen auseinandergesetzt. Exemplarisch sei hier Olivier Messiaen genannt, der in seinem Klavierzyklus „Catalogue d´Oiseaux“ unterschiedliche Vogelgesänge auf das Musikinstrument überträgt. Mit der Klanginstallation Vogelperspektive von Hubert Steins (*1965) zeigt der Kunstverein Bochum im Außenbereich des Hauses Kemnade (in der Rotbuche neben dem Bauernhaus) ein Beispiel aktueller Klangkunst, dass sich gezielt im Spannungsfeld zwischen Kunstklang und Naturklang verortet. Steins verwendet dabei Vogelstimmen heimischer Arten und unterwirft diese elektronischen Manipulationen (Akkumulation und Zeitmanipulation). Melismen und Klangstrukturen, die durch ihre hohe Geschwin-digkeit normalerweise nicht vom menschlichen Ohr wahrgenommen werden können, werden so zum Material eines fugenartigen Klangteppichs, der zufallsgesteuert von vier zwischen den Ästen verteilten Lautsprecherobjekten ausgestrahlt wird.
Die Arbeit kann als ein akustisches Spiel betrachtet werden, das die Klanglandschaft des gleicher-maßen öffentlichen wie naturnahen Raumes hinter der Wasserburg auf überraschende Weise ergänzt. Unter dem Laubdach des Baumes stehend, erfährt man den Ort zugleich als idyllisch und künstlich geschaffen. Die Klanginstallation knüpft akustisch und optisch an diese Ambivalenz an. Die Lautsprecher erscheinen als überdimensionierte Früchte, die aus ihnen erklingenden Vogelstimmen sind durch eine elektronische "Mikroskopie" transformiert. Der hörende Betrachter sieht sich mit einem Geschehen konfrontiert, das durch die Unentschiedenheit zwischen Natur und Künstlichkeit zu einer bewussteren Wahrnehmung von Ort und Klang animieren will.
Eröffnung: Sonntag, 15. Juli 2007 um11 Uhr
Es spricht:
Reinhard Buskies