01. März 2015 bis 12. April 2015
Der 1987 in Bochum geborene und hier auch aufgewachsene Tobias Hoffknecht hat bereits am Ende seines Studiums, das er 2013 an der Düsseldorfer Kunstakademie als Meisterschüler von Rosemarie Trockel abgeschlossen hat, zu dem ihm eigenen plastischen Minimalismus gefunden: Seine äußerst reduzierten, anonym wirkenden plastischen Gebilde sind so einfach, dass mancher Betrachter ihnen sein Interesse verweigern könnte. Sie nehmen eine Zwischenstellung zwischen Objekt und Installation ein und sind bei aller Autonomie und Selbstgenügsamkeit, die der erste Anblick suggeriert, doch stets mit Blick auf den jeweiligen Ausstellungsort entstanden.
Obwohl Tobias Hoffknecht in den beiden letzten Jahren durchaus unterschiedliche Werke geschaffen hat und auch im Haus Kemnade wieder ganz neue Arbeiten zeigen wird, so sind doch die beiden in geringem Abstand nebeneinander aufgestellten ungegenständlichen Stahlrohrgebilde, welche die Abbildung zeigt, gewissermaßen typisch für sein junges Oeuvre. Ersichtlich sind diese Gebilde nicht vom Künstler selbst entworfen und handgemacht sondern verdanken sich der industriellen Möbelproduktion. Ihre Herkunft als Gebrauchsobjekte ist ganz unverkennbar. Und doch handelt es sich bei ihnen nicht um Readymades im ursprünglichen Sinne, denn Tobias Hoffknecht versetzt nicht einfach die bekannten Stahlrohrmöbel unverändert in den Kunstkontext sondern wandelt die funktionalen Designobjekte zugleich deutlich ab, indem er sie lediglich auf das tragende Gerüst ihres Stahlrohrrahmens reduziert und sie somit – ohne Sitzschale beispielsweise - ihrer ehemaligen Funktion als Möbel entfremdet: Entsprechend unterscheidet sich einerseits das künstlerische Resultat von Tobias Hoffknecht immer von dessen alltäglichem Ursprung; und doch bleibt dieser andererseits in seiner Kunst stets anschaulich enthalten. Angesichts solcher Werke stellt sich die im Grunde nicht zu entscheidende Frage, ob das noch Möbel oder schon Plastiken sind oder ob nicht gerade in der Mittelstellung zwischen beiden die Qualität seiner Kunst begründet ist.
Bei der dreidimensionalen Kunst von Tobias Hoffknecht hat man es in der Regel gerade nicht mit massiven raumverdrängenden Körpern als vielmehr mit nahezu körperlosen Zeichnungen im Raum zu tun: Die filigran wirkenden Stahlrohrgebilde, die unmittelbar, das heißt ohne jeden Sockel und damit ohne jede Distanz auf demselben Fußboden stehen, auf dem auch der Betrachter steht, bilden denkbar klare, in rechten Winkeln mehrfach ihre Richtung ändernde Verläufe ohne Anfang und Ende aus. Entscheidend für den Eindruck der kühlen Eleganz der Stahlrohrgebilde ist dabei zweifellos die Tatsache, dass sie zwar orthogonal strukturiert sind, aber gerade an denjenigen Stellen, an denen sie ihre Richtungen ändern, nicht im strengen 90 Grad Winkel aufeinander stoßen, sondern mittels Biegungen ineinander übergehen. Insbesondere die Biegungen der rechtwinklig strukturierten plastischen Gebilde können Hoffknechts Kunst sowohl dynamisieren wie auch einen Widerpart bilden gegenüber dem orthogonal strukturierten Ausstellungsraum, in dem sie sich befinden. Eben das aber ist das Entscheidende, dass die Stahlrohrgebilde, wiewohl sie sich - wie in diesem Falle - meist zusammenschließen, dennoch keine Körperlichkeit und geschlossene Gestalt ausbilden und insoweit offen sind auf den Ausstellungsraum, in dem sie sich befinden. Als offene, körperlose Gebilde greifen die Stahlrohrgebilde ebenso in den Raum hinein wie dieser in jene hineingreift. Und gerade insoweit lenken Hoffmanns Plastiken unsere Wahrnehmung nicht nur auf sie selbst als Formgebilde sondern immer zugleich auf den sie umgebenden Raum.
Ulrich Fernkorn
Zur Eröffnung am Sonntag, den 01.03.2015 um 11.00 Uhr sind Sie und Ihre Freunde herzlich eingeladen.
Einführende Worte von Ulrich Fernkorn.
Haus Kemnade
An der Kemnade 10
45527 Hattingen
Tel. 02324 – 30268
Anfahrt:
A 43, Abfahrt Witten-Herbede, Richtung Hattingen
Bushaltestelle: Haus Kemnade, VRR Linie 350
Öffnungszeiten
Im Sommer (Mai bis Oktober):
Dienstag bis Sonntag, 12.00 Uhr - 18.00 Uhr
Im Winter (November bis April):
Dienstag bis Sonntag, 11.00 Uhr - 17.00 Uhr
Montags geschlossen.