Archiv: Videokunstprojekt

16.12. 22. bis 26.3.23, täglich ab Einbruch der Dunkelheit

SEQUENCE#3: Zeit und Vergänglichkeit

Videokunstprogramm im öffentlichen Raum

Ort: Haus der Kortum-Gesellschaft Bochum e.V. 1 Bergstraße 68 a 1 44791Bochum I Eingang Stadtpark, gegenüber Kunstmuseum Bochum

Mark Formanek | Jana Eske | Clea Stracke & Verena Seibt | Julia Weißenberg

Wie bereits in den beiden letzten Jahren realisiert der Kunstverein Bochum auch in diesem Jahr am Haus Kortum-Gesellschaft gegenüber des Kunstmuseums das Videokunstprojekt SEQUENCE. In seiner dritten Auflage widmet sich das Projekt dem Thema Zeit und Vergänglichkeit. Zeit betrifft uns alle auf ganz konkrete Weise. Ohne eine Vorstellung von Zeit sind die menschliche Existenz wie auch die Vorgänge in der Welt um uns nicht denkbar. Zugleich stellt die Zeit ein schwer fassliches Phänomen dar, das Denker und Forscher wie auch Künstler seit jeher beschäftigt.

Über die Wintermonate sind im bodentiefen Fenster an der Fassade des denkmalgeschützten Gebäudes der Kortum-Gesellschaft am Eingang zum Bochumer Stadtpark vier Videoarbeiten in formatfüllender Großprojektion zu sehen, die sich mit unterschiedlichen Aspekten von Zeitlichkeit auseinandersetzen.

 

16.12.22 - 12.1.23
Mark Formanek | Standard Time
2007, Farbe, ohne Ton, 24 Stunden

In Mark Formaneks Video Standard Time sehen die Betrachter.innen einer geradezu irrwitzigen Performance zu: mehrere Arbeiter sind über den Zeitraum von 24 Stunden damit beschäftigt, eine Reihe von Holzlatten in eine überlebensgroße Zeitanzeige zu verwandeln. Minutengenau bilden sie die jeweils aktuelle Zeit ab, ständig bestrebt, die nächste Minutenanzeige rechtzeitig aufgebaut zu haben. Zeit zeigt sich als vom Menschen eingerichtetes künstliches Konstrukt, wobei der Titel des Videos auf die Funktion der Zeit als einheitlich messbare und vergleichbare Größe verweist, die in der globalen Wirtschafts- und Kommunikationsstruktur im 20. Jahrhundert unabdingbar geworden ist.

 

13.1. - 9.2.23
Jana Eske | Fracht
2003, Farbe, ohne Ton, 0:40 Min.

Jana Eskes Videoarbeit zeigt eine minimale Handlung in einem sehr begrenzten Rahmen: eine Ameise zieht, rückwärts von der Seite in den Bildausschnitt krabbelnd, eine tote Hummel hinter sich her. Ohne einen Moment des lnnehaltens verläuft der Weg der Ameise quer über die gesamte BildAäche. Der Mikrokosmos, in dem diese Handlung vollzogen wird, bleibt unidentifizierbar, wobei die Rasterung des Bodens suggeriert, dass der Raum sich über den Bildausschnitt hinaus unendlich erstreckt. In der Wiederholung der Sequenz wird zunächst der immense Kraftakt des kleinen Tieres betont. Darüber hinaus erscheint diese Handlung mit jeder Wiederholung sinn- und zielloser. Es stellen sich essentielle Fragen: Wozu die Anstrengung, wozu die Mühe?

 

10.2. - 2.3.23
Clea Stracke & Verena Seibt | Weil ich dich nicht mehr liebe
2014, Farbe, Ton, 21 Min.

Der meist nicht weiter beachtete Ort des Wertstoffhofes wird hier zum Schauplatz einer menschlich bedeutsamen Handlung. Während der Titel zunächst an zwischenmenschliche Dramen denken lässt,geht es hierbei allerdings um die Trennung von alltäglichen Gegenständen, von Dingen, die der Mensch in seinem Leben nutzt,anhäuft, dann nicht mehr benötigt und entsorgt. Die filmische Inszenierung dieser bestän· dig vollzogenen Trennungsprozesse wirft Fragen nach der emotionalen Bindung an die Gegenstände des täglichen Lebens auf: an Gegenstände, die zum Träger von Erinnerungen werden, die den Besitzer.innen irgendwann einmal etwas bedeutet haben. Die funktionalen Container werden somit zu Behältern des Wertstoffhofs von zahllosen individuellen Geschichten, die sich mit den Gegenständen verbinden.

 

3.3.- 25.3.23
Julia Weißenberg | lmaginary City
2015, Farbe, ohne Ton, 120 Min.

Das Video dokumentiert die zeitintensive Entstehung eines Sandmandalas. Über den Zeitraum von zwei Stunden verfolgt die Kamera den Prozess, beginnend mit der leeren schwarzen Bodenfläche bis hin zum fertigen Sandbild. Immer deutlicher zeichnet sich dabei der farbige Grundriss einer imaginären Stadt ab.Das Video endet damit, dass nach der Fertigstellung des Bildesder Sand wieder zusammengefegt und das Bild zum Verschwindengebracht wird. Allerdings ist der Vorgang damit nicht abgeschlossen. Als Videoloop beginnt der Prozess aufs Neue und mündet in eine potentiell endlose Wiederholung, in der die zeitlichen Kategorien des Vorher und Nachher außer Kraft gesetzt sind.

 

 

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