3.4. bis 22.5.2011
Fotografie spielte in den Arbeiten des Künstlers Wim Bosch eine zunehmend wichtige Rolle, dass sein Wechsel von Malerei zu Fotografie, wenige Jahre nach dem Abschluss an der Akademie Minerva in Groningen, eine logische Konsequenz war. Ab 2000 beschäftigt er sich ausschliesslich mit Arbeiten, die er als "fotografisch" bezeichnet. Seine digitalen Fotocollagen sind eine Kombination von eigenem Fotomaterial, das oft Fassaden, Möbel, Pflanzen oder Landschaftselemente umfasst, und von einer Sammlung Amateurfotografien aus dem Internet mit überwiegend Menschen, Tieren und Gegenständen. Den Ansatz eines Bildentwurfs bildet eine bestimmte Idee oder eine spezielle Situation. Aber auch ein einzelnes, einnehmendes Foto, wie zum Beispiel eine Geste, ein Aquarium, eine Haarlocke oder eine Fassadenverzierung kann einen Beginn einleiten.
Ganz im Stil der Malerei entstehen die Bilder von Bosch durch Überlagerungen einer anfangs weissen Bildfläche, wobei immer wieder erneut auf die schon vorliegenden Veränderungen reagiert wird. So wächst die Arbeit in unterschiedlichen Stadien einer Metamorphose auf das Endergebnis zu, wobei der ursprüngliche Impuls nicht immer sichtbar bleibt. Mit der Zusammenführung fotografischer Aufzeichnungen von verschiedenen und zu unterschiedlichen Zeiten aufgenommenen Orten wird gewissermaßen ein fiktiver Moment geschaffen, sobald, mit einem einzigen Knopfdruck, alle vorhandenen Bildebenen zu einer untrennbaren Einheit zusammengeschmolzen werden. Erst in dem Augenblick wird das eigentliche Foto mit seinen neu formierten und nur dem Foto eigenen Bildpunkten ins Leben gerufen.
Zeigten seine Arbeiten eingangs noch Räume mit einer getreulichen Perspektive, so ist die Definition mit der Zeit komplexer geworden. Die Zuschauer werden vor Barrieren gestellt, wie Gardinen, Fenster, Gestrüpp oder Reflexionen. Grenzen zwischen innen und außen, zwischen Mensch und Ding sind noch diffuser geworden und laufen stets weiter ineinander über. Seine neuesten Werke strahlen eine eher barocke Atmosphäre aus, die durch eine bestimmte Mischung aus Licht, Farbe und Textur verwirrend, fast beklemmend wirkt. Die Fotografien von Bosch bewahren, obwohl sie ein digitales Produkt sind, eine Art von Natürlichkeit, da sie nirgends perfekt oder glatt sind, sondern eher leicht verschmutzt mit Pixelresten, die stellenweise durchschimmern.
Seine inszenierte Welt ist merkwürdig flach und eindimensional, jedoch durch alle transparenten Überschneidungen und Spiegelungen gleichzeitig unbestimmt tief. Eine ähnliche Zweideutigkeit gibt er seinen Bildelementen, wie zum Beispiel eine offene Tür, eine Blume oder einen Vogel, die uns auf den ersten Blick verweisen auf eine bekannte Symbolik. Dieses Versprechen wird jedoch nur teilweise oder überhaupt nicht gehalten durch eine Veränderung des Kontexts.
Die Fotos von Wim Bosch überbringen keine vorgefertigte Aussagen, sie scheinen uns vielmehr nach verborgenen Konfrontationen zu leiten, die unsere persönliche Deutung fragen. In diesem Sinne schliesst seine Arbeit an unseren kontinuierlichen Bemühungen an, einen Griff auf die Wirklichkeit, wie wir sie wahrhaben, zu bekommen.
Homepage Wim BoschEröffnung: Sonntag, 3. April 2011 um 11 Uhr
Es spricht:
Reinhard Buskies
Haus Kemnade
An der Kemnade 10
45527 Hattingen
Tel. 02324 – 30268
Anfahrt:
A 43, Abfahrt Witten-Herbede, Richtung Hattingen
Bushaltestelle: Haus Kemnade, VRR Linie 350
Öffnungszeiten
Im Sommer (Mai bis Oktober):
Dienstag bis Sonntag, 12.00 Uhr - 18.00 Uhr
Im Winter (November bis April):
Dienstag bis Sonntag, 11.00 Uhr - 17.00 Uhr
Montags geschlossen.